Im Jahr 2024 stammten laut Bundesnetzagentur schon ca. 59 % des erzeugten Stroms in Deutschland aus erneuerbaren Energien. Bis 2030 sollen es laut Bundesregierung mindestens 80 Prozent sein. Durch den Ausbau der Stromerzeugung aus erneuerbaren Energien und die zunehmende Elektromobilität schreitet die Energiewende und damit die Transformation des Stromsektors weiter voran. Das wiederum erfordert schon heute und auch zukünftig zusätzliche Maßnahmen, um die Netzstabilität zu gewährleisten. Die wachsende Zahl an dezentralen Erzeugungsanlagen, wie Solaranlagen auf Hausdächern, stellen zusätzliche Anforderungen an die Netzsicherheit. Durch die angestrebte Mobilitätswende, die mit einem deutlichen Anstieg von E-Fahrzeugen und dem notwendigen Ausbau der Ladeinfrastruktur einhergeht, entsteht ein zusätzlicher Bedarf an Stromversorgung. Der Ausbau und die Modernisierung der Stromnetze sind daher unerlässlich, um eine stabile zukunftsorientierte Energieversorgung zu gewährleisten.
Auch in Kamp-Lintfort wird seit einigen Jahren sehr intensiv in den Ausbau des Stromnetzes investiert. „Seit 2020 hat sich das Investitionsbudget im Vergleich zu den Jahren davor mehr als verdoppelt. Das Netz wird mit steigendem Anteil an erneuerbaren Energien deutlich dynamischer und das erfordert einen intelligenten Netzausbau“, betont Dr. Kai Deppenkemper, Leiter Netzbetrieb der Stadtwerke Kamp-Lintfort GmbH. Zu den wichtigsten Komponenten für intelligente, zukunftsfähige Stromnetze gehören digitale Ortsnetzstationen. Sie gelten als zentrale Knotenpunkte im Verteilnetz und stellen den benötigten Haushaltsstrom bereit. Jedes Jahr erneuern die Stadtwerke durchschnittlich fünf Stationen, die entweder nicht mehr auf dem neuesten Stand der Technik sind oder um die Netzstruktur auszubauen. Die neuen Kompaktstationen sind mit intelligenten Messeinrichtungen ausgestattet. Sie verfügen über eine eigenständige Datenverbindung und lassen sich so jederzeit digital auslesen und steuern. Zum Beispiel lassen sich Stromverbrauch und -einspeisung unmittelbar erkennen oder Netzinstabilitäten örtlich sehr genau eingrenzen, um Gegenmaßnahmen einleiten zu können. Mit diesen neuen Möglichkeiten können die Netze auch bei unerwarteten Verbrauchsspitzen oder hohen Stromeinträgen durch Photovoltaik- oder Windkraftanlagen präzise gesteuert werden.
„Wir investieren dieses Jahr ca. 2,2 Millionen Euro im Strombereich und der Großteil fließt dabei in die Erneuerung der digitalen Stationen,“ so Deppenkemper weiter. In 2025 werden die Stationen an der Schürmannshofstraße, am Krähenweg, am Prinzenplatz, der Wilhelmstraße sowie am östlichen Ende der Moerser Straße erneuert. So ist zum Beispiel die digitale Station am Prinzenplatz schon aufgestellt und jetzt mit einer maximalen Leistung von 630 kVA ausgestattet. Wenn die neue Station Ende April ans Netz geht, wird sie zukünftig nicht nur zur Versorgung der Kirmes, sondern vor allem zur Netzverstärkung in der Innenstadt genutzt. Mitte Februar war auch der Baustart für die neuen Stationen am Schürmannshof und an der Moerser Straße. Die alten Stationen werden übrigens abgerissen, sobald die neuen Stationen ans Netz angeschlossen werden.
Ein weiteres zentrales Zukunftsprojekt im Rahmen des Netzausbaus betrifft die Ladeinfrastruktur. Derzeit erarbeitet die Stadt Kamp-Lintfort ein Mobilitätskonzept, in dem die Eckpfeiler auch für die Elektromobilität festgelegt werden. Dies geschieht in engem und regelmäßigem Austausch mit den Stadtwerken, sodass Netzengpässe frühzeitig erkannt und der Ausbau entsprechend vorbereitet werden kann. Weitere Schwerpunkte werden mit dem vom Bundesministerium für Digitales und Verkehr geförderten, sogenannten Deutschlandnetz gesetzt. Dies sieht zum Beispiel am Parkplatz der Hochschule Rhein-Waal insgesamt 12 Schnellladepunkte vor. Zur Verstärkung im Mittelspannungsbereich wurden hier bereits neue Kabel für den geplanten Ausbau verlegt. Dieser Ausbau ist ein weiterer Schritt zur Stärkung der Elektromobilität und zur Schaffung einer flächendeckenden Ladeinfrastruktur in der Region.
Bildunterschrift: Dr. Kai Deppenkemper an der neuen Kompaktstation am Prinzenplatz