Im Vorfeld ist es viel diskutiert worden, jetzt ist es in Kraft getreten: das neue Heizungsgesetz, korrekt Gebäudeenergiegesetz (GEG). Was das für Besitzer von bestehenden Gebäuden heißt, hängt im Wesentlichen von der Kommunalen Wärmeplanung ab, ob in Kamp-Lintfort oder anderswo. Denn daran sind die Vorgaben bei der Umstellung von Heizungen gekoppelt. In Kamp-Lintfort setzen die Stadt, die Stadtwerke Kamp-Lintfort GmbH (Stadtwerke) und deren Tochtergesellschaft Stadtwärme Kamp-Lintfort GmbH (Stadtwärme) auf den Ausbau von Fernwärme. Diese ermöglicht Hausbesitzern einen einfachen und bequemen Umstieg auf eine klimaschonende Beheizung und weiterhin eine sichere Versorgung. „Der Großteil heizt in Kamp-Lintfort noch mit Erdgas, Öl oder Kohle“, informiert Daniel Cannistra, Geschäftsführer der Stadtwärme und fügt an: „Geht eine solche Heizung irreparabel kaputt, muss aller spätestens ab dem 30. August 2028 auf eine klimafreundlichere Lösung umgestellt werden.“ Dann gilt auch für den Bestand, was für Neubauten in Neubaugebieten seit Jahresbeginn Pflicht ist: 65 Prozent der Heizenergie muss aus erneuerbaren Energien stammen.

Die Umstellung ist in der GEG-Novelle an die kommunale Wärmeplanung gekoppelt. Sie gibt konkret vor, wie die Heizungsinfrastruktur in der jeweiligen Kommune klimaneutral umgestaltet werden sollen. In Kamp-Lintfort kommen dezentrale Lösungen, wie der Umstieg auf eine Wärmepumpe oderzentrale Lösungen wie der Anschluss an die Fernwärme in Frage. Der kommunale Wärmeplan wird aktuell in enger Zusammenarbeit von Stadt, Stadtwerken, Stadtwärme und weiteren Akteuren erarbeitet.„Wir bauen vorrangig unser Fernwärmenetz Schritt für Schritt aus, um auf dieser Basis eine nachhaltige und klimafreundliche Wärmebereitstellung in Kamp-Lintfort sicherzustellen“, betont Daniel Cannistra und ergänzt: „Für 2024 haben wir das Investitionsvolumen im Vergleich zu 2023 nahezu verdoppelt und werden knapp drei Millionen Euro in den Ausbau unseres Fernwärmenetzes stecken.“ Das lokale Fernwärmenetz wird mit Abwärme des Abfallentsorgungszentrums Asdonkshof betrieben. Diese ist annähernd emissionslos und wird den erneuerbaren Energien gleichgestellt.

Fokus auf Moerser Straße
In diesem Jahr erweitert die Stadtwärme das bestehende Fernwärmenetz vor allem in der Innenstadt. Das größte Projekt umfasst den Ausbau des Fernwärmenetzes im Bereich der Moerser Straße, von der L 287 bis hin zum Prinzenplatz und der Freiherr-vom-Stein-Straße. Im Zuge des Projektes verlegt das Unternehmen auch Leitungen zu den benachbarten Straßen Pappelstraße, Konradstraße, Ringstraße bis zur Bertastraße. „Dies ist entscheidend für die mittelfristige Erweiterung bis hin zur Eyller Straße und dem Ringschluss mit der Leitung auf der Bürgermeister-Schmelzing-Straße“ erklärt Daniel Cannistra. Weitere Projekte sind der Ausbau entlang der Moerser Straße bis zum Busbahnhof sowie der Anschluss von Teilen der Elbinger Straße, der Bogenstraße (zwischen der Wilhelm- und Laagdickstraße) und deren Verbindung zur Friedrichstraße. Das Baugebiet „Kleine Heide“ am Bendsteg könnte, je nach Baufortschritt, ebenfalls schon 2024 angeschlossen werden.
„Als übergeordnete und wichtige Maßnahme zur Stabilisierung des Fernwärmenetzes ist die zusätzliche Verlegung einer größeren Leitung in der Südstraße von der Friedrich-Heinrich-Allee bis zum Dieprahmsweg vorgesehen. Interessierte Anwohner im weiteren Bereich der Südstraße können dann ebenfalls angeschlossen werden,“ erläutert Jörg Buschmann, technischer Leiter und Prokurist der Stadtwärme.
Ein Meilenstein bei der Wärmewende hat die Stadtwärme auch im vergangenen Jahr bereits erreicht; da wurden beispielsweise die Ringstraße teilweise erschlossen und städtische Einrichtungen wie das Diesterwegforum und das Familienzentrum Wirbelwind an das Wärmenetz angeschlossen.

Bau mit Rücksicht auf Veranstaltungen und Ferien
Die genauen Bauzeitenpläne werden derzeit erarbeitet. „Wir berücksichtigen neben den Ferienzeiten auch größere Veranstaltungen im Stadtgebiet, um Beeinträchtigungen für die Bürgerinnen und Bürger so klein wie möglich zu halten“, verspricht Jörg Buschmann, Technischer Leiter der Stadtwärme. Wichtig sei es der Stadtwärme auch, Synergien mit städtischen Bauprojekten zu nutzen. Zum Beispiel durch eine zeitliche Zusammenlegung. Dazu erfolge ein kontinuierlicher Abgleich von Planungen und Baufortschritten.
„Insgesamt ist die Ausbaugeschwindigkeit des Fernwärmenetzes in den einzelnen Stadtteilen unterschiedlich und kann selbst innerhalb der Quartiere variieren. Der Ausbauplan hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab, generell spielt die Anschlussdichte natürlich auch eine Rolle”, führt Jörg Buschmann aus. Günstige Voraussetzungen für einen schnellen Anschluss an die klimaneutrale Wärmeversorgung hätten Gebäude, die nahe an einem vorhandenen Netz errichtet werden.
Weitere Informationen zur Lage des Fernwärmenetzes finden sich auf der Internetseite der Stadtwärme Kamp-Lintfort (www.swkl.de/fernwaerme). Zudem besteht im Kundenzentrum in der Wilhelmstraße 1a die Möglichkeit, sich das Netz straßengenau von Mitarbeitenden zeigen zu lassen.

Bildunterschrift: Das Stadtwärme-Team treibt den Ausbau des Fernwärmenetzes voran: (von links nach rechts: Fabian Schöneberger, Ulrike Wilda, Jörg Buschmann, Daniel Cannistra, Thomas Tittmann). Es wird dabei von der technischen Abteilung der Stadtwerke unterstützt.